Es ist schon ungewöhnlich, wenn ein Profanbau wie ein Bahnhof mitsamt seines gepflasterten Vorplatzes unter Denkmalschutz gestellt wird. Aber ungewöhnlich ist auch eine Wiedereröffnung eines Bahnhofes in einem Dorf mit knapp 300 Einwohnern mitten im Wald.
In Dannenwalde im Norden Brandenburgs ist beides gelungen: Ein Jahr nach der Schließung wurde der Bahnhof am 2. Juni 1996 wieder eröffnet und am 1.3.2006 in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen.
Dazwischen liegen zehn Jahre Bürgerengagement; geschenkt wurde den Vereinen Umweltbahnhof Dannenwalde e.V., dem FUSS e.V. und anderen Beteiligten nichts. Wenn es die zahlreichen Aktivitäten, z.B. den sommerlichen "Blumenbahnhof", das hier entdeckte "Weihnachtsbaumschlagen mit der Bahn" oder die mit viel Elan durchgesetzte Anbindung an internationale Rad- und Wanderwege nicht gäbe, würde an diesem Bahnhof kein Zug mehr halten. Die Gebäude wären Ruinen, so wie sie überall in Deutschland zu besichtigen sind. Insofern bietet der Bahnhof Dannenwalde(Gransee) einige Gründe zum Nachdenken. Er ist ein Denkmal mit der Aussage: Rettet die kleinen Bahnhöfe!
Es folgt die Begründung für die Aufnahme in die Denkmalliste.
Der Bahnhof Dannenwalde ist ein anschauliches Zeugnis für den Ausbau des Eisenbahnwesens in Brandenburg und Mecklenburg sowie die wirtschaftliche und verkehrstechnische Bedeutung der Berliner Nordbahn. Die ab 1875 durch den preußischen Staat errichtete und 1877/78 fertiggestellte Bahnstrecke schuf für den bis dahin lediglich durch Chausseen und Landstraßen erschlossenen Norden Brandenburgs sowie das angrenzende Mecklenburg eine leistungsfähige und schnelle Verkehrsverbindung mit der Hauptstadt Berlin und der Hafenstadt Stralsund. Weitere Bahnstrecken kamen in den folgenden Jahrzehnten hinzu. Die Region erlebte dadurch einen spürbaren wirtschaftlichen Aufschwung, da ihre vorwiegend landwirtschaftlichen Produkte nunmehr erheblich schneller und kostengünstiger auf die Absatzmärkte gelangten. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts trug die Eisenbahn auch wesentlich dazu bei, dass sich der Fremdenverkehr in der brandenburgisch-mecklenburgischen Grenzregion zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelte.
Der Bahnhof Dannenwalde ist ein besonders anspruchsvoll gestaltetes und gut erhaltenes Beispiel eines ländlichen Bahnhofs aus dem letzten Viertel des 19. Jh. Seine aufwändige Gestaltung erinnert an die einstige Bedeutung Dannenwaldes als mecklenburgischer Grenzstation zum benachbarten Preußen. Der Bahnhof dokumentiert anschaulich die Organisation des Personen- und Güterverkehrs und die Gestaltung der Bahnhofsbauten im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Durch seine stattliche Größe und prägnante Ziegelarchitektur bildet der Bahnhof ein ortsbildprägendes bauliches Ensemble und wirkt als Blickpunkt am westlichen Ortsrand und an der Eisenbahnstrecke.
Dr. Matthias Metzler Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum,
Abteilung Denkmalpflege
Wünsdorf, den 20 Februar 2006"
© Umweltbahnhof Dannenwalde UBD e.V.
Stand: April 2021